Liebes 2012,
ich mag dich nicht.
Ich weiß, das ist jetzt ein vielleicht eher suboptimaler und nicht gerade üblicher Start für einen persönlichen Brief, aber ganz ehrlich … es ist mir vollkommen Wurst.
Erstens begleiten wir zwei uns eh nicht mehr so lange und zweitens sehe ich keinen Grund, irgendetwas genaus deswegen zu beschönigen. Ich bin nur ehrlich. So wie Du es auch mir gegenüber warst, in den letzten 12 Monaten. Wir waren nie das perfekte Paar, das hast Du mir schon im Januar klargemacht. Aber damals dachte ich noch: „Ach, das legt sich bestimmt wieder, sind sicher nur ein paar Startzickereien.“.Aber..Pustekuchen! Im März meintest Du sogar, noch einen draufsetzen und mir die körperlich wohl schlimmsten Schmerzen schicken zu müssen, die ich je durchleiden musste. Und warum? Ich weiß es bis heute nicht. Die darauffolgenden Monate gingen so weiter, nur dass Du da dann noch meine Psyche mit reinziehen musstest. Warum, zum Geier? Sie hatte sich doch gerade erst beruhigt und einen Takt und Einklang mit dem Herzschlag gefunden … ?
Ich weiß, in deinen Ohren klingt das alles jetzt wie eine große Meckerei oder vielleicht auch wie eine Art „Abrechnung“, oder? Und was soll ich sagen? Ja, im Grunde ist es das auch. Eine, meine Abrechnung. Mit allem, was dazugehört. Doch keine Angst, ich werde jetzt nicht jeden einzelnen Monat auf seine negativen Seiten durchsuchen und jeden gefundenen Aspekt einzeln ausklamüsern. Obwohl ich es könnte. Ich werde auch nicht nur pöbeln oder fluchen, nein. Obwohl ich auch das könnte. Ich beleuchte dich, mich und unsere 12-monatige „Zweckgemeinschaft“ von allen Seiten, ob gut oder schlecht (und ja, wir beide wissen, dass letzteres überwiegt und einen wesentlich höheren Anteil der Tipperei verdient hätte).
In vielem waren wir uns nicht einig, standen uns gegenseitig im Weg oder nahmen es zumindest voneinander an, weil wir gerade keinen naheliegenderen Grund fanden. Einzig im Sommer ließen wir zwei uns gegenseitig schalten und walten wie wir wollten und im wahrsten Sinne des Wortes „sein“. Einfach leben, lieben und für ein paar Wochen alles miteinander genießen. Ja, ich glaube in dieser Zeit liebten wir uns wirklich. Heiß, innig und so sinnlich, dass es eigentlich zu schön um wahr zu sein und deshalb tatsächlich nur eine Frage der Zeit war, bis eben jene uns wieder auf den Boden der Tatsachen und somit auch wieder zu den quergeschossenen Seiten des Lebens führte.
Je kälter und grauer es wurde, desto mehr verloren auch wir wieder die Farben, die wir kurz ineinander funkeln sahem. Oder auch nur Ich. Vielleicht war dein Plan ja schon von Anfang an, dich nur auf dich selbst zu fixieren..und ich deshalb nur Mittel zum Zweck. Vielleicht hattest Du auch gar keinen Plan, warst genauso ahnungslos wie ich und hast den Mist gar nicht bemerkt, in den du mich gern ab und zu kopfüber tauchtest. Ich weiß es nicht, ich kann es nur ahnen… .
Wie dem auch sei…jetzt bist Du alt. Nicht mehr lange und auch Du wirst Geschichte sein, wie all die Jahre vor dir. Ich betrachte dich zwar nicht mit argem Groll und Zorn, aber auch nicht mit sprudelnder Freude, weil die Erinnerung an dich Trilliarden von Glückshormonen in mir freisetzt. Wir hatten Spaß, wir hatten Ärger, haben zusammen gelacht, noch mehr geweint und uns in den meisten Momenten einfach nur weggewünscht. Manchmal ist es halt so, nicht jeder passt zusammen, nicht jeder wird glücklich und auch nicht jeder schafft es, immer wieder aufs neue auch in den schlechten Zeiten, das Positive zu sehen. Weil man einfach keine Kraft mehr hat. Weil man einfach nicht mehr kann.
Doch trotz allem hast du mir gerade durch diese Scheißzeiten eins gezeigt: ich habe Menschen, die es mehr als verdienen, von mir „Herzmenschen“ genannt zu werden. Nicht nur, weil ich sie in meines ganz fest eingeschlossen habe, sondern vor allem, weil sie selbst ein ebenso großes besitzen. Meine Freunde, mein Herzmann (und Privatheld des heimischen Chaos) …. ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich ohne Sie getan hätte. Sicher denkt man sich sowas zwar in guten Zeiten, hofft, dass dieses „ich bin immer für dich da, egal was auch passiert!“ tatasächlich Hand und Fuß hat und nicht nur eine wohlkingende, vertrauenserweckende Floskel ist … aber erst, wenn aus diesem „immer“ ein unverhofftes „jetzt!!“ wird … erst dann sieht man, wer flieht, wer einfach wegrennt. Und spürt, wer bleibt. Für diese Erkenntnis danke ich Dir, 2012. Dafür und für diese Menschen. Die Besten. Die Meinen. Die Herzen.
Und auch wenn Du jetzt scheinbar ruhig und kraftlos in deinen letzten Zügen liegst und allen deinen friedlichen Abschied suggerierst, liebes Jahr..so konntest Du es trotzdem nicht lassen, mir auch noch in den letzten Tagen eine reinzuwürgen, stimmts? Doch weißt du was (und jetzt hör ganz genau zu)…ich verzeihe Dir. Ich wünsche Dir Ruhe, Frieden und ein inneres Leuchten in deinem Herzen, dass von denjenigen stammt, mit denen Du es in deiner Lebenszeit gut meintest … und das nun auf dich zurückstrahlt.
Schließ die Augen, ruh dich aus…dein Weg ist nun zuende.
In Liebe und auf ein Neues, Besseres…
F.
P.S.: und ich weiß, dass Du es mir nicht übel nimmst, wenn ich jetzt sage: … ENDLICH!!