11 Tage.
Das neue Jahr ist erst 11 Tage jung, alles steht auf Anfang, in den Startlöchern .. und ich hab schon jetzt die Schnauze voll.
Alles um uns herum pelzt sich aus den abgetragenen Gewändern des Vorjahres, häutet sich körperlich sowie mental, wirft alles zusammen mit den alten Mustern auf die Brücke im Rückspiegel .. und zündet sie an. Kein Weg zurück. Immer nur nach vorn.
Der Elan, welchen wir am besten schon durch die Zahnpasta in unserer Mundhöhle absorbieren und aufnehmen, fließt durch unsere Venen, bringt unsere Herzen zum pumpen, die Hirne zu Höchstleistungen und uns selbst auf den gesellschaftlich akzeptabelsten Stand.
BE READY, FIT, BEAUTIFUL, CONFIDENT, SEXY, FREE AND YOURSELF, THIS IS YOUR DAY! – allgegenwärtige Reminder dieser Art springen uns von überall her ins Gesicht, unmöglich sie zu übersehen. Unvorstellbar wie sich die Menschen wohl entwickeln würden, würde man sie einfach lassen … ? Aber darum geht es nicht. Daran denkt auch niemand und wie sollten sie auch, wenn zum eigenständigen Denken einfach nicht genug Zeit bleibt?
Ich habe darauf keine Lust mehr. Weder nach 11, drölf oder dreiundsiebzig Tagen, es ist immer das Gleiche. Stereotype Gedankengänge in stereotypen Köpfen formen stereotype Sätze, die stereotype Tage prägen. Und will ich das, bin ich das? NEIN. NIEMALS. Denn ich will einfach nur weg. Nur weg. Dorthin, wo ich wieder atmen kann. Wo ich alle Geräusche ausschalte und nichts hören muss. Wo die Stille mich solange sanft in ihre Arme nimmt, wie ich es will.
Und was spricht eigentlich dagegen? Warum schmeiße ich nicht einfach zwei, drei Sachen, meine Zahnbürste und den Plüschhund welchen ich im Alter von 8 Jahren von meinem Vater bekam in eine Tasche, fahre zum Flughafen & suche mir den Flug aus, der mir sofort in Augen und Herz springt? Warum nicht einfach einmal um die Welt? Warum nicht immer wieder?
Warum immer nur warum??
Warum mache ich es nicht?
Bin ich zu ängstlich, zu vorsichtig, zu eingefahren … ? Hält mich die angebliche Sicherheit des Alltags so fest, dass mittlerweile SIE es ist, die mich wie einen Zombie durch die Welt manövriert?
Kennt Ihr dieses Gefühl, von sich selbst die Nase voll zu haben, auch wenn eigentlich alles stimmt? Das Gefühl, dass da noch etwas ist – etwas, dass auf einen wartet und nicht eher in Ruhe lässt, bis man es erlebt hat? Ich habe keine Lust mehr ständig meine innere Rastlosigkeit, meinen Motor, auf stumm zu schalten – und drücke ihr deshalb das Steuer in die Hand. Sie übernimmt die Kontrolle, übernimmt mich. Und ich breche aus.
Nicht auf diese „Oh, ich muss jetzt öffentlich ein Statement in den Raum stellen um der Außenwelt zu demonstrieren, wie wild und frei ich doch bin!“-Art. Nein. Dieser Ausbruch ist schon so lange in Planung, dass ich mein rastloses Herz einfach nicht mehr länger vertrösten kann, ohne mir selbst lächerlich und unglaubwürdig vorzukommen. Ich sprenge meine symbolischen Ketten, werde wieder frei atmen und vor allem das tun, was mir in den letzten Jahren ziemlich abhanden gekommen ist … leben. So, wie ich es will. Und wo ich es will. Punkt.
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Und vielleicht schicke ich Euch mal eine Postkarte vom anderen Ende der Welt … .